Kann "Schiefgehen" auch positiv sein?
50-km-Auenseelauf Leipzig
Es war eine Katastrophe! Das Abendessen des Vortages hatte abführende Wirkung, in der Dusche blockierte der Verschluss des Duschsprays und die Dose entlud sich aufschäumend komplett in Bad und Flur des Hotelzimmers. Auf allen Vieren robbte ich - bitte kein Kopfkino - reinigend durch den Raum. Und als gegen 8 Uhr die Sonne über den Leipziger Auwald gestiegen war, wich die morgendliche Kühle einem gefühlten Dampfbad. Das war nicht mein Tag!
Das war der im August 2024.
Heute, am 16.08.2025, sah die Welt deutlich besser, leider aber auch nicht perfekt aus.
Positiv: mit Almuth hatte ich in diesem Jahr wieder das beste "One-Woman-Catering-Team" der Welt und damit eine echte mentale Stütze an der Seite und nach 8 Uhr sollten Wolken die Hitze des Vorjahres verhindern.
Negativ: wie bereits 2024 hatte ich nach einem gefühlt coolen Rennsteiglauf zwar voller Euphorie auf den 50-km-Auenseelauf hin trainiert, Zielsetzung Laufzeit unter 6 Stunden, aber im Juni längerer Ausfall wegen eines Hexenschusses, im Juli dann drei Wochen wegen einer Infektion - es war alles schiefgegangen, ich wollte absagen.
Almuth machte mir Mut, ich solle doch erstmal starten und sehen was gehe, an käme ich immer, naja, und um das gemeinsame Wochenende in Leipzig wäre es schade.
Da stand ich dann also um 6 Uhr am Start, zwar gut aber für meine Begriffe für die Zielzeit nicht ausreichend trainiert. Dazu ein völlig neues bisher nicht geübtes persönliches Ernährungs- /Energiekonzept . oje, würde das gutgehen!
Deutlich langsamer, als im Vorjahr, ging es auf die 10-km-Runde. Alle ca. 3,5 km flüssige Nahrung in kleiner Menge und schon waren 20 km um. Runde drei war im Vorjahr mein "Genickbrecher", die heiße Luftfeuchtigkeit des Auwaldes hatte mich mürbe gemacht, km 27 kam mein Einbruch. Weit über 6 Stunden hatte ich letztendlich gebraucht.
Die heiße Luftfeuchtigkeit blieb heute dank zeitweiser Bewölkung außen vor, bei km 27 eine leichte Nervosität, der Kopf speichert solche Daten, aber es lief.
Km 40, Marathonpunkt, alles bestens - was sich lange angedeutet hatte, war nun möglich, eine Zeit unter sechs Stunden!
Ich wurde nervös, kam nach etwa 43 km kurz ins mentale Straucheln, Almuth drückte mir die letzte Flasche in die Hand . durchatmen, jetzt Gehen ist Quatsch, trabe locker weiter! Zwei drei Kilometer später kam die Zuversicht zurück, ich war wieder im Rollen.
Bei km 50 zeigte die Uhr 5:44 Std., im Ziel, die Strecke ist (wie auch immer das möglich ist, da nach den Regeln des DLV vermessen) 600 m länger, 5:47 Std. Platz zwei in der AK 60!
Herz, was willst du mehr - ja, schiefgehen kann letzten Endes auch positiv sein!
Auch als "alter Herr" geht also noch was, egal ob das zwei Stunden langsamer ist, als vor 40 Jahren.
Sonnenaufgang über dem Leipziger Auwald


Kann "Schiefgehen" auch positiv sein?